Mein sechstes Jahr

Das Neue Jahr 2017 lief dank meiner Meditationsübungen auf dem Nagelbrett tiefenentspannt an . Doch schon bald taten sich diverse Probleme auf, die unsere Familie bis zum Sommer ganz schön in Atem hielten. Aber alles schön der Reihe nach!


Opa Adis 101. Geburtstag

Dieses Jahr wurde Opa Adi stolze 101 Jahre. Dieses Mal ohne Bürgermeister und Landrat - die haben Opa Adi beim letzten Geburtstag erklärt, dass sie ab dem 100.ten im 5 Jahres-Turnus zum Gratulieren kämen! Da hatte er doch was, worauf er hinarbeiten konnte!

Wir feierten zum ersten Mal nicht in seinem Haus in Trostberg, sondern im Purvital Seniorenheim in Bergen. Opa Adi konnte nicht mehr alleine leben, diverse Krankenhausaufenthalte im letzten Jahr wegen Lungenentzündungen hatten ihn geschwächt.

 

Als Papa dieses Selfie von den drei Niedermeier-Generationen machte, wussten wir noch nicht, dass es unser letztes gemeinsames Bild sein würde.


Die Pistensau

Ich nahm an einem 2-wöchigem Skikurs im Kindergarten teil. Meine Betreuerin Katharina hatte alle Hände voll mit mir zu tun - dabei waren in meiner Skigruppe noch 6 weitere Kinder, um die sie sich eigentlich auch kümmern musste. Ich habe meinen ganz eigenen Stil entwickelt, den ich auch gerne zelebrierte: Rückwärts den Abhang hinunter - spannend, weil man nicht sieht, was sich hinter einem für Hindernisse auftun - oder vorwärts mit raushängender Zunge in vollem Karacho auf den Zaun zu!

Einmal hat es Katharina gewagt, mit den größeren Kindern ganz hoch auf den Berg zu fahren, während ich mit meiner Logopädin Maren ins Tal schwingen sollte. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen! Die arme Maren bekam meinen ganzen Unmut zu spüren. Zunächst wiegte ich sie in trügerischer Sicherheit und wedelte bereitwillig zwischen ihren Beinen mit ihr ins Tal. Unten am Lift angekommen, schmiss ich mich quer in die Schleppliftspur und legte den Liftbetrieb kurzerhand lahm. Maren konnte noch so an meine Vernunft appellieren - Körperbrett-und Gummimann-Flo mit Skiern an den Füßen ist noch 1000 Mal effektiver als ohne Skimontur. Ich werde dies im Hinterkopf behalten und meine Brettl von nun an auch im Alltag an die Füße schnallen, um meine Standpunkte durchzusetzen!

Meinen Ruf als Freestyler verteidigte ich auch vehement beim Abschlussrennen. Meine Eltern staunten nicht schlecht über meinen extravaganten Fahrstil, der meine Sparringspartnerin Katharina und mich ärodynamisch günstig geradezu ins Ziel fliegen ließ. Allein fahren konnte ja jeder - ich gestattete hingegen meinem Personal an meiner Siegesfahrt zu partizipieren! Katharina machte ihre Sache ganz gut und ich brauchte ihr Fahrgestell nur ganz leicht zu stabilisieren - und schon hatten wir gewonnen!

 

Ich jubelte und schwenkte meine Siegesurkunde in den Händen!

 

"Na ja, der Sieger der Herzen ist er dank seiner überschäumenden Freude allemal geworden!" sagten meine Eltern zu Katharina und sie freute sich, dass sie zu meinem Triumph beitragen durfte!


Amnesie

Papa und Mama werkelten Tag und Nacht an ihrem Bildband NAMIBIA - Leben in extremer Landschaft. Manchmal ist es total nervig, freiberufliche Eltern zu haben, die einfach nie mit der Arbeit fertig werden. Wenn mich Mama früh für den Kindergarten weckte, glühte ihr PC meist schon seit Stunden, wenn ich nachmittags heimkam - das selbe Bild! Wenn ich nicht wüsste, dass wir das Geld brauchen, um wieder nach Afrika reisen zu können, würde ich regelmäßig einen Aufstand proben. So muss ich mich in Geduld üben, die ich nicht habe! Ich merke sofort, wenn die beiden nicht voll bei der Sache sind, wenn sie mit mir spielen sollen und dann werde ich höchst ungemütlich.

Aber, was sich Papa und Mama eines Tages leisteten, das war wirklich peinlich für mich:

Mama hatte wie jeden Tag bis kurz vor knapp an ihren Bildbandtexten geschrieben und stand nun abgehetzt im Garten und wartete, dass ich mit dem blauen Kleinbus vom Kindergarten nach Hause komme. Aber ich kam nicht! Es wurde später und später - kein Bus in Sicht. Mama wurde immer unruhiger und holte Papa - sollte da etwas passiert sein? Rat- und rastlos tigerten nun beide durch unseren Vorgarten und machten sich tiefe Sorgen um mich. Plötzlich klingelte Mamas Handy und Katharina war dran. Mama war auf das Schlimmste gefasst und dem Zusammenbruch nahe. "Wo seid ihr?" fragte Katharina. "Wir stehen im Garten und warten auf Flo?" sagte Mama tonlos. "Und wir warten alle auf Euch!" antwortete Katharina. Da fiel es meinen Eltern wie Schuppen von den Augen: Sie hatten mein Förderplangespräch im Kindergarten komplett vergessen! Die Gruppenleiterinnen nebst Tagesstättenleiter, Physiotherapeutin, Logopädin und Schulpsychologen warteten seit einer halben Stunde im Konferenzraum des Heilpädagogischen Zentrums auf das Erscheinen meiner Rabeneltern! Für mich hatte man bis zum Elterngespäch extra eine Betreuerin abgestellt, damit mich meine Eltern im Anschluss mit nach Hause nehmen konnten!

Weitere 20 Minuten später trafen die beiden wie arme Sünder, mit gesenkten Häuptern im Konferenzraum ein und schämten sich sehr. Schließlich wurde auch ich zum großen Rat hinzugerufen. Zeit, meiner Empörung über meine amnesiegeplagten Eltern in aller Öffentlichkeit Ausdruck zu verleihen, da sie mich auf schändlichste Weise einfach vergessen hatten: "Windelscheißer, alle beide!" rief ich in die Runde und zeigte mit den Fingern auf meine Eltern. Ich sah den letzten Hoffnungsschimmer im Blick meiner Eltern, dass die  Menschen um sie herum vielleicht kein Florianisch verstehen konnten. Doch der Schulpsychologe legte den Kopf bedenklich schräg und schrieb schnell etwas in sein Notizbuch. Die Blamage, die ich empfunden hatte, war nun ganz auf Papas und Mamas Seite!


Männerschnupfen

Eine Runde Mitleid bitte für mich und meinen armen Papa!

 

Wir hatten uns beide den Todesschnupfen eingefangen und röchelten auf dem heimischen Sofa um die Wette.

 

Statt dankbar zu sein, dass wir dem Killervirus stand hielten, quälte uns Mama mit Wadenwickeln und steckte mir ein Thermometer in den Hintern. Als Papa sich eines Tages bei ihr beschwerte, dass er von den feuchten Wickeln hässliche Schrumpelfalten an den Füßen bekäme, rauschte Mama wortlos aus dem Zimmer und überließ Papa seinem Fieberwahn. Das war sein letzter Wadenwickel - blieb nur zu hoffen, dass nicht auch sein letztes Stündlein geschlagen hatte.

 

Ich wusste nun jedenfalls, dass man sich lieber still verhält, wenn Mutter Krankenschwester spielen will. Man sollte diese häusliche Pflege mit stoischem Gleichmut über sich ergehen lassen, wenn man keinen Ärger wie Papa bekommen möchte. Es war ja schließlich schon schwer genug, ein kranker Mann zu sein!


Der Anfang vom Ende

Wie ich schon sagte, hatte ich mit Beharrlichkeit Mamas Widerstand gegen meine Brezen-Manie im letzten Jahr gebrochen. Nun rächte sich mein exzessiver Genuss von bis zu 3 Laugenbrezen am Tag in Form eines hübschen kleinen Darmverschlusses, der mich die gesamten Osterferien schachmatt setzte und 1 Woche ins Krankenhaus brachte. Trotz unschöner Hebe-Senk-Einläufe wollte das Brezen-
knödel nicht weichen und schon stand eine richtige Operation im Raum. Im letzten Moment nahm ich all meinen Mut und meine Kraft zusammen und presste um mein Leben. Mama sagt heute, dass sie selbst lieber noch einmal meine 30 Stunden-Geburt in Kauf nehmen würde, als mir beim Leiden zuschauen zu müssen, ohne helfen zu können.

Das war aber nicht das Einzige, was aus Mama ein nervliches Wrack machte. Das Schicksal hielt noch mehr Schmankerl für uns parat:

Zeitgleich mit mir wurde Opa Adi ins Krankenhaus Ruhpolding eingeliefert und ein Lungentumor diagnostiziert. Es ging ihm sehr schlecht und die Ärzte sagten meinen Eltern, dass  sie sich um eine Sterbebegleitung im Hospiz kümmern sollten. Papa sprang nun zwischen 2 Krankenhäusern hin und her und Mama saß mit mir im Klinikum Traunstein. Was für eine Freude, als mein Test auf Mukoviszidose ergebnislos blieb und sich nach einer Darmbiopsie auch der Verdacht auf Morbus Hirschsprung nicht bestätigte. Morbus Hirschsprung kommt bei Downsyndrom häufiger vor. Hierbei fehlen Nervenendigungen am Enddarm, welche die Darmperistaltik steuern und für den Kottransport verantwortlich sind. In meinem Fall war es wohl tatsächlich eher die Breze, die den Supergau ausgelöst hatte. Good-Bye Weißbrot, hello Vollkornschrot! Das Ende einer legendären Brezen-Ära war gekommen.

 

Kaum war ich aus dem Krankenhaus entlassen, bekam Papa nachts Herzschmerzen und Mama lieferte ihn mit Verdacht auf Herzinfarkt wieder in die Notaufnahme des Klinikum Traunsteins ein, wo sie doch dem Krankenhaus gerade erst entronnen war. Es stellte sich heraus, dass Papas Herz pumperlgesund war. Er hatte stattdessen eine schlimme Lungenentzündung verschleppt. "Ich hab es Dir ja gleich gesagt, dass man Männerschnupfen ernster nehmen muss!" sagte Papa triumphierend zu Mama und fühlte sich voll und ganz bestätigt. Nun sah endlich auch Mama ein, dass er ein kranker Mann war!

 

Opa Adis Leiden dauerte noch einige Wochen, bis er dann doch friedlich einschlafen durfte. Katharina hat mir das Buch "Leb wohl, lieber Dachs" mit nach Hause gegeben und Mama hat es mir dann oft vorgelesen. Das hat mir sehr geholfen, zu verstehen, warum Opa Adi nicht mehr bei uns ist. Jeden Abend zähle ich die Sterne, die mein Schlummerlicht an die Zimmerdecke projiziert. Einer der Sterne ist Opa Adi. Ich winke hinauf und rufe: "Hallo, Opa Adi!" Ich bin sicher, dass er da oben sitzt und zu mir herunter schaut. Ich habe begriffen, dass ich ihn nicht mehr im Seniorenheim besuchen kann, weil er stattdessen in den Himmel zu Oma Helmi umgezogen ist. Dort leuchten sie nun gemeinsam als Sterne um die Wette.


Gesellschaftsfähig

Mama fiel es in dieser schweren Zeit alles andere als leicht, stimmungsvolle Texte für ihren zweiten Bildband Sehnsucht Südafrika zu schreiben. Um die Schreibblockade zu lösen, besann sie sich daher auf das, was unsere Familie am Besten kann: Reisen.

Da auch Oma Karin dringend eine Auszeit benötigte, weil sie uns beigestanden und Opa Adi bis zuletzt auf seinem Weg begleitet hatte, wurden kurzerhand auch Oma Karin und Opa Stephan mit in unser Auto gepackt und wir starteten unser gemeinsames Projekt "Tapetenwechsel" in Sardinien.

Hier reifte ich über Nacht vom Essensverweigerer zum Pastafreak. Ich schwelgte im wahrsten Sinne des Wortes bis über beide Ohren in Nudeln mit Tomatensauce, Lasagne, Rigatoni al forno - ja, sogar Pizza lernte ich kennen und schätzen. Ich vergaß über diesen Gaumenfreuden sogar meine heißgeliebten Brezen, die mir seit dem Darmverschluss nur noch sporadisch erlaubt wurden. Und was das Schönste war: Ich wurde von allen gelobt, weil ich so ein braves, großes Kind war und man endlich mit mir in ein Restaurant gehen konnte, ohne einen Supergau zu erleben. Ich muss gestehen, dass ich vor der Entdeckung meiner Pastaleidenschaft meinem Protest gegenüber Restaurantbesuchen gerne Ausdruck verlieh, indem ich mich auszog, die Socken auf den Nachbartisch schleuderte und halbnackt auf dem Tisch tanzte. Daher war die Anzahl der Male, die wir außerhalb unserer eigenen vier Wände gegessen hatten, bis dato sehr überschaubar. Jetzt ist alles anders - Harmonie pur an der Tafel! "Das ist zu schön, um wahr zu sein!" sagt Mama und ich sehe das Pippi in ihren Augen glitzern. "Stachelschweine, alle!" rufe ich laut und zeige auf Mama und Papa, bevor es zu rührselig wird und wir den Award für die Bilderbuch-Vorzeige-Familie des Jahres verliehen bekommen.


Familien-Auszeit

Mama sagt heute, dass unsere Familien-Auszeit in Sardinien ihre Rettung vor dem Nervenzusammenbruch in allerletzter Sekunde war. In diesen zwei Wochen konnten wir uns endlich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren. Denn Nichts zählt mehr auf dieser Welt, als die Menschen, die wir lieben. Für mich gab und gibt es niemals etwas Wertvolleres, als die Zeit, die wir miteinander verbringen. Besonders genoss ich es, dass auch mein Opa mit an Bord war. Meistens kommt Oma mich allein in Bergen besuchen, weil Opa sein Pferd Billy versorgen muss. Nun hatten wir uneingeschränkt Zeit füreinander und ich konnte ihm endlich auch meine speziellen Besonderheiten einmal hautnah präsentieren. Diese Strandallee wird Opa wohl für immer im Gedächtnis bleiben, weil ich meinem Wanderboykott Ausdruck verlieh, indem ich mich vor allen Strandgästen splitterfaser-nackig machte und direkt auf die Strandpromenade strullerte! Opa taufte meine täglichen Totalaussetzer liebevoll: "Die spinnerten 5 Minuten!", was zumindest in der Zeitangabe eine starke Untertreibung war.


Bo und die Liebe

In diesem Jahr wurde ich nicht nur reifer und umsichtiger, sondern dachte auch zum ersten Mal über das Heiraten im allgemeinen und die Ehe mit meiner Kindergartenfreundin Yvonne im Besonderen nach.

 

Kaum haben sich die Mädels an Weihnachten das rührselige tschechische Märchen "3 Nüsse für Aschenbrödel" angesehen, liegen sie dir nur noch in den Ohren, ihr edler Prinz in der schimmernden Rüstung zu sein. Ich befinde mich immer noch im St. Martin-Modus, wo soll ich da jetzt den Prinzen  aus dem Nähkästchen zaubern!?

Und mal ehrlich: Es gibt so viele schöne Frauen, die meinem Junggesellendasein gefährlich werden könnten! Warum also gleich festlegen?

 

Ach, was soll der Geiz. Man lebt nur einmal! Wenn ich es mir so recht überlege, kann es nicht schaden, die Lage auf dem Markt rechtzeitig zu sondieren, oder?


Passion

Zu meiner absoluten Leidenschaft wurde in diesem Sommer das Siegsdorfer Schwimmbad mit seiner Wasserrutsche. Ich legte die Schwimmflügel alsbald in der festen Überzeugung beiseite, dass sie nicht mehr als blanke Dekoration seien und stieg ins Schwimmerbecken. Meine bahnbrechende Erkenntnis: "Lubb, lubb, Bo nimmer da!"

 

Dass ich seit meinem Darmverschluss täglich 2 Beutel Movicol zur Anregung der Darmtätigkeit einnehmen musste, erwies sich in der Badepraxis als kontraproduktiv. Selbst bei 35 °C zwangen mich meine Eltern im Hochsommer in den Neoprenanzug, weil er den Job übernahm, bei dem sämtliche Schwimmwindeln versagten: Dicht halten!

Wäre da nicht mein kleiner Spleen gewesen, beim Durchqueren des Duschbeckens einen Spagat zu machen und dabei den Kopf in das Brackwasser zu tauchen, durch das täglich tausende von Schweißfüßen waten... Durch Verlagerung der Druckverhältnisse kam es im entscheidenden Moment meiner akrobatischen Höchstleistung innerhalb des Neoprenpanzers zur Havarie und die Schleusen öffneten sich unerwartet. Während mein Papa lieber nach dem schwarzen Loch im Boden gesucht hätte, in das er sich vor Scham versenken könnte, verständigte er stattdessen den Bademeister. So sorgte ich gemäß meiner Bürgerpflicht dafür, dass dieses Duschbecken endlich einmal einer eingehenden Desinfektion unterzogen wurde!


Theater, Theater

Alle Jahre wieder bereite ich mich auf die Sankt Martin - Festspiele in Bergen vor. Als Hotzenplotz-Martin bedrohe ich die Großmutter mit dem Krummsäbel und zwinge sie zum Tausch Kaffeemühle gegen Mantelstück! Im Kindergarten schlüpfte ich in die Rolle eines blauen Fischleins, das dem schillernden Regenbogenfisch eine seiner schönen Glitzerschuppen abluchst. Ich sehe mich gern in der Rolle des durchtriebenen Lumpen, der mit List und Tücke an sein Ziel kommt.

Deshalb habe ich in diesem Jahr mein Repertoire auch um das Theaterstück rund um den großen Grüffelo ausgeweitet. Ich spiele natürlich die Rolle der Maus, die durch ihre List den furchteinflößenden Grüffelo mit seinen knotigen Knien und der grässlichen Fratze in die Flucht schlägt. Und wer könnte die Rolle des  grausigen Grüffelos wohl besser ausfüllen als Mama?


Begegnung mit dem Krampus - eine Heldensaga

In unserem schönen Bergener Dorfidyll weihnachtet es schon sehr. Ich gönnte mir auf dem Weihnachtsmarkt einen Punsch mit meiner Stammtischrunde und harrte ganz relaxed den Dingen, die da noch kommen sollten. Die Hochfellner Bergdeifen hatten nämlich ihren Besuch angekündigt. Die Perchten machen ihrem Namen alle Ehre - zottelige Gesellen mit gruseligen Masken, die jedem das Fürchten lehren - außer mir natürlich. Schließlich bin ich seit unserer letzten Begegnung 1 Jahr älter und mindestens um so viel mutiger!

Als sich jedoch langsam die finstere Nacht über das Bergener Tal senkte und die Ankunft der Bergdeifen näher rückte, begann ich über den tieferen Sinn meines Treffens mit den Kramperln nachzugrübeln. Hatte ein braves Kind wie ich es überhaupt nötig, sich mit den finsteren Begleitern des Nikolaus abzugeben? Ich beschloss, dass man nicht alles im Leben haben kann und muss, stürzte den Punsch auf Ex hinunter und sagte meinen Eltern, dass ich daheim ein dringliches Meeting mit der Kloschüssel hätte, das keinerlei Aufschub duldete. Doch es war zu spät - schon hörte ich die Ketten scheppern und die Kuhglocken läuten. Mama Hasenfuss hatte schon mit ihrer Freundin Steffi unser perfektes Versteck in einem Busch auserkoren, falls Gefahr im Verzug wäre. Papa, ganz der Vollblutbiologe, ging das Problem aus Sichtweise der Schwarmintelligenz an und gab süffisant einen Denkanstoß: "Darum separieren sich die Tiere auch immer bei Gefahr von ihrem Schwarm, damit sie verschont werden!" Dann zückte er - nun ganz der Fotograf - sein Handy und wanderte hinein in die Menschenmenge, die sich vor der Bühne versammelt hatte. Er wollte die grausigen Gestalten aus nächster Nähe ablichten und überließ mich dafür ganz allein dem aufgescheuchten Weiberhaufen, der Spalter! Um etwas Ruhe in unsere eskalierende Gruppendynamik zu bringen und zur Besinnung auf das Wesentliche zu ermahnen, mimte ich das Bildnis der 3 Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sprechen! Ein toter Mann inmitten eines aufgescheuchten Hühnerhaufens schien mir das perfekte Gegengewicht zu sein, um die Balance wieder herzustellen.

Doch wenn man in der Unterzahl ist, wird man auch leicht überstimmt. Die Damen folgten ganz ihrer viel gerühmten Intuition, überließen Papa seinem Schicksal und zerrten uns Kinder in die Sicherheit eines kuscheligen Cafes. Aber was wurde derweil aus meinem armen, mutigen Heldenpapa? Hatten ihn die finsteren Gesellen in den Wald verschleppt? "Das ist wie in einem klassischen Horrorfilm - mein Handy hat sich soeben komplett runtergebootet! Jetzt kann ich Beppo nicht mehr erreichen!" sagte Mama lapidar und gönnte sich noch ein Schlückchen Kaffee. "Wo denn mein Papa?" fragte ich immer wieder besorgt. Schließlich erbarmte sich unsere Freundin Steffi und brachte mir via Whatsapp meinen Papa wohlbehalten zurück. "Da habt´s echt Glück gehabt!" sagte Papa mit einer Spur von Sarkasmus in der Stimme: "Die Bergdeifen haben auch gewusst, dass es immer ein paar Ausnahmen gibt, die noch nie was von Schwarmintelligenz gehört und sich stattdessen von der Herde separiert und hinter einem Busch versteckt haben - das nennt man dann die perfekte Beute!"


Zuckerbrot oder Peitsche?

Lange hatte ich auf den Nikolaus hingefiebert - in der tiefsten Inbrunst der Überzeugung, dass ich mit Lob und Süßigkeiten überschüttet werden würde. Dann war der 5. Dezember endlich da - das Warten ging in die heiße Endphase. Alva und mir kamen plötzlich gehörige Zweifel, als wir so nebeneinander auf dem Sofa saßen und auf seine Ankunft hofften. Hoffen ist vielleicht das falsche Wort - denn als ich so das vergangene Jahr im Geiste Revue passieren ließ, fielen mir doch die ein oder anderen Schwachstellen in meiner Performance auf, die ich rückblickend betrachtet, nikolauskompatibler hätte gestalten können. Würde der Nikolaus auch davon wissen, dass ich die Mama gerne als "altes Stachelschwein" bezeichne - natürlich nur aus Spaß? Oder eine Ahnung von meiner perfiden Methode haben, andere mit Sturheit und Beharrlichkeit an den Rande des Wahnsinns zu treiben, um dann noch genüsslich Öl ins Feuer zu gießen? Auch hatte ich mir letztens im Kindergarten einen Kratzkampf mit meiner Freundin Yvonne geliefert, der für uns beide ziemlich schmerzhaft ausging. Das war aber doch dann ausgleichende Gerechtigkeit, weil ich dafür ja eh schon gebüßt hatte, oder? Schweiß trat auf meine Stirn - ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl und verspürte ein dringendes Bedürfnis, mich zu erleichtern. Bis der Nikolaus tatsächlich an unsere Tür klopfte, musste Mama noch 2 x meine Windel wechseln und jammerte schon, dass so langsam ihr Notfall-Kontingent aufgebraucht war!

Und da stand er dann leibhaftig, mit seinem Krampus im Gefolge - jetzt gab es kein Zurück mehr! Und weil Alva und ich im letzten Jahr ganz große und mutige Kinder geworden waren, musste der Krampus dieses Jahr nicht draußen vor der Tür frieren, sondern durfte mit ins Zimmer kommen. Wir sangen den beiden "In der Weihnachtsbäckerei" vor und zumindest der Nikolaus war tief beeindruckt - das sollte eigentlich genügen, um ihn positiv zu stimmen!

In der Tat stellte sich heraus, dass der Nikolaus zwar tatsächlich wieder einmal alles über uns wusste, aber er im Großen und Ganzen nichts zu tadeln hatte. Wenn Alva versprach, dass sie künftig etwas im Haushalt mithalf und ich, dass ich keine bösen Wörter mehr sage und meine Totalverweigerung aufgebe, stand unserem Nikolaussäckchen nichts mehr im Wege. Erleichtert machte ich als Zeichen, dass diese Nebensächlichkeiten gebongt seien, den Daumen hoch in Mamas Richtung und strahlte wie ein Engel - schließlich war sie ja die Hauptleidtragende unter meiner Herrschaft und sollte sich wenigstens in diesem Moment meines Triumphes in Sicherheit wiegen.

Nach dem Säckchen ist vor dem Säckchen - jetzt waren noch a) mein Geburtstag und b) das Christkind als braves Kind zu absolvieren und dann würde ich relaxt ins Neue Jahr und neue Verhandlungen hinsichtlich meines Benehmens eintreten!


Happy six!


Ausgerechnet an meinem Geburtstag verpeilte Mama mal wieder komplett, was Männer wünschen. Während Papa die Geburtstagskerzen innerhalb  einer halben Minute in eine Breze getackert hatte, war sie stundenlang mit meiner Schneekugel-Torte beschäftigt gewesen. Ich stürzte mich mit Freudengeheul auf meine Breze und strafte Mamas Werk mit absoluter Missachtung. Die Torte wurde schließlich den Gästen zum Fraß vorgeworfen. Ein ganz klarer 1:0 Sieg für das Laugengebäck. Mama hatte eine - zwar frustrierende, aber lehrreiche - Lektion von mir gelernt und fest in ihrem weiblichen Gehirn verankert: Im nächsten Jahr wird es Aufbackbrezen für alle geben!


Krippenspiel 2.0


Mein Geburtstagsgeschenk stürzte mich dieses Jahr in ein arges Dilemma: Wie sollte ich mich gemeinsam mit Maria und Josef auf die Ankunft des Christuskindes vorbereiten, wenn meine neuen Hotzenplotz-Handpuppen nach täglichem Rollenspiel verlangten?! Ich kreierte deshalb kurzerhand eine völlig neuartige Krippeninszenierung mit zwei parallelen Handlungssträngen:

Maria und Josef auf Herbergssuche besiedeln eine karge Scheune, die unweit vom Räuberwald gelegen ist. Während Jesus geboren wird, die Hirten zu Besuch kommen und die Engel singen, erlebt die Großmutter derweil Schreckliches: Der Räuber Hotzenplotz stiehlt ihr die Kaffeemühle und macht sich mit seinem Diebesgut auf den Weg zu seiner Räuberhöhle. Hier kreuzen sich seine Wege mit den heiligen drei Königen, die eigentlich dem Stern zur Krippe folgen wollten und unglücklicherweise Gold dabei haben! So kommt es, wie es kommen muss: Kaspar, Melchior und Balthasar fallen in die Grube und werden zu Dienern von Hotzenplotz und dem bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Schließlich können Kasperl und Seppel die drei Weisen aus dem Morgenland aus der Gewalt des Räubers befreien und Kaffeemühle und Gold landen endlich dort, wo sie hingehören - bei der Großmutter und beim Jesuskind.

Ich übte dieses Konzept dann auch mit Lebendfiguren: Mama, Oma und Opa. Ich war das Jesuskind und lag gülden-gelockt in meiner Krippe - aus der heraus ich allen anderen Regieanweisungen zuteil werden ließ. "Opa, du bist der Hirte. Du musst mich anbeten. Auf die Knie!" Opa erwies sich als sehr widerborstiger Hirte und wollte mich lieber im Stehen anbeten. Als Verfechter der Frauenrechte verteilte ich alle weiteren Rollen an Oma und Mama, schließlich haben es Frauen eh immer schwerer, eine Rolle zu ergattern - vor allem, wenn sie in die Jahre kommen. "Du bist alt, Mama!" sagte ich charmant und zeigte meine milde Güte, indem ich ihr einen zweiten Frühling als Räuber Hotzenplotz schenkte. Während sie den Räuber mimte, sah sich Oma mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, die 3 Weisen in einer Person zu verkörpern. Sie bestand die Generalprobe mit Bravur!

Ich werde unserem Pfarrer im Laufe des Neuen Jahres mal mein geniales Drehbuch zukommen lassen, sicher möchte er sein alljährliches Krippenspiel künftig etwas modernisieren und greift mein Konzept erfreut auf!


Oh du fröhliche, oh du selige ... Bescherung!

Weil ich gerade so schön mit meinem neuen Parkhaus und den Autos spielte, schlich sich Mama nur kurz aus dem Zimmer, um aufs Klo zu gehen. Den Zeitraum von 2 Minuten allein im Wohnzimmer nutzte ich geschickt, um für eine absolut perfekte Bescherung nach den Weihnachtsfeiertagen zu sorgen: Ich hatte die Schnell-Entriegelungstaste unseres Christbaumständers entschlüsselt und den funkelnden Tannenbaum im Nu umgelegt!

Als Mama wieder auf die Bühne trat, stockte ihr der Atem: Kein Laut war zu hören. Hatte mich der Tannenbaum erschlagen und ich mir selbst ein festliches Grab geschaufelt? Ich hörte, wie Mama hektisch schnaufend begann, unter Zweigmassen und zertrümmerten Glaskugeln nach mir zu suchen wie ein Lawinenhund nach Verschütteten. Ihre Verzweiflung war spürbar  - mein Signal, die Deckung aufzugeben, aus dem Versteck zu kriechen und nicht länger toter Mann unter dem Sofa zu spielen.

Mama war so erleichtert, dass ich lebte, dass sie fast vergaß, mich zu schimpfen. Als sie die Scherben der zerbrochenen Kugeln zusammenkehrte, die letzte Erinnerungsstücke an meine Uri gewesen waren, schüttelte sie aber dann doch fassungslos den Kopf. "Wird Zeit, dass das Neue Jahr beginnt, bevor du das alte nicht überlebst!" sagte sie tonlos und holte Papa zu Hilfe, damit sie mal kurz vor die Tür gehen konnte, um sich abzuregen. "Ich hab nur den Baum umgemissen, sonst gar nix!" konterte ich ohne jegliche Reue. Langsam nervte mich diese Gefühsduselei wegen ein paar oller Christbaumkugeln, schließlich hatte Mama sie ja nicht selbst mundgeblasen! Aber wie Frauen eben so sind, fand Mama mal wieder den Aus-Knopf ihrer Moralpredigt nicht und ergoss sich in Wiederholungen. Papa und ich warfen uns vielsagende Blicke zu: "Wir sind Männer, stimmt´s Papa?" holte ich mir nun auch mündlich seinen Beistand. Er nickte stumm, als Brüder im Geiste waren wir uns absolut einig: Viel Lärm um nichts!


Mit Flosinn ins Neue Jahr

Hatte ich schon erwähnt, dass der häusliche Irrsinn mit mir nur selten Grenzen hat? Jetzt wo Nikolaus, Geburtstag und Christkind abgehakt waren, entdeckte ich mein altes Faible für Schabernack der besonderen Art wieder ganz neu. Dazu erhielt ich auch Inspiration: Mama schwelgte in ihren Kindheitserinnerungen und las mir Astrid Lindgrens "Michel aus Lönneberga" vor. Ich war fasziniert von Michels Streichen und hatte nun genügend Anregungen, unseren Alltag künftig noch mehr zu beleben. Da war doch sicher noch ein Platz für Michel im Krippenspiel? "Du bist die alte Krösa-Maja!" offenbarte ich Mama die schonungslose Wahrheit, die sich - im Herzen jung geblieben - schon ganz auf die Rolle der frischen Magd Lina statt auf die der verhutzelten alten Dorftratsche eingeschossen hatte. "Langsam aber sicher stürzt du mich in eine tiefe Midlifecrisis" stöhnte Mama und beschloss, im Internet nach neuen Hautstraffungscremes zu recherchieren.

Ein weiteres Faible entwickelte ich für Mr. Bean, denn ich erkenne sympathische Parallelen zwischen uns. Zwei Herzen, eine Seele - genauer gesagt, verkörpert Mr. Bean mich in 40 Jahren! Mein perfekter Klon in alt eben! Ich habe die starke Vermutung, dass Mr. Bean Betriebsspionage begangen hat, indem er heimlich mit versteckter Kamera bei uns zu Hause in Bergen meinen einzigartigen Zahnputz-Spiegeltanz mit Spezialgrimassen gefilmt hat und ihn dann in seine Sketche eingebaut hat! Aber ich verzeihe ihm - er ist einfach zu komisch und ich könnte mich wegschmeißen, wenn er seine Späße treibt!


Trump und Putin

Ich habe auch ein Faible dafür, Mama auf die Palme zu bringen. Ich kenne die Knöpfe, die ich dafür drücken muss, sehr genau und prüfe täglich, wie weit ich gehen kann. Ich nehme kein Blatt vor den Mund. Ich überschreite dabei regelmäßig die Grenzen, was meistens kein schönes Ende nimmt. Wie letzthin, als ich mich mit meiner Aktion ganz schön ins eigene Fleisch geschnitten habe: Ich hatte gebadet und Mama war gerade dabei, mich in den Bademantel zu stecken, als ich ihr ein kleines Kompliment machte: "Mama, du bist eklig!" Mama erstarrte und fragte fassungslos: "Warum denn das?" Ich zuckte gleichmütig mit den Schultern und sagte lapidar: "Weil es eben so ist!" Mama war sichtlich getroffen und sagte dann mit fester Stimme: "Nun, ich will Dir keinesfalls zumuten, dass Dich jemand Ekliges in den Schlaf singt. Dann schläfst du heute besser ohne Lieder und ohne mich!" Ich war geschockt. Ich, alleine schlafen? Ich hatte das kleine Detail übersehen, dass mein Retter Papa im fernen Dresden weilte! Da half es nur noch, die Sirene nebst Krokodilstränen zuzuschalten und meine Unschuld zu beteuern. "Ich habe des nedda gesagt, Mama! Ich will nedda alleine slapen!" schluchzte ich erbarmungswürdig. Mama sagte strikt: "Ich habe es genau gehört!" Jetzt wurde ich zornig und schrie: "NEIIIIN! ICH HABE DES NEDDA GESAGT!" Was konnte ich schon für diese Fake-News, die mir jetzt das Leben mit Putin schwer machten!

"Dass du dich mit Lügen aus der Affäre ziehen willst, um deine Haut zu retten, ist noch schlimmer als die Beleidigung! Und anschreien lasse ich mich erst recht nicht!" sagte Mama mühsam beherrscht und ließ keinen Zweifel mehr offen, dass sie mich heute nicht in den Schlaf singen würde. In einem letzten Aufbäumen versuchte ich die drohende Niederlage mit einem geschickten Schachzug noch abzuwehren. Ich nahm Mamas Hand, streichelte sie beschwichtigend und sagte mit treuherzigstem Augenaufschlag, der jedes Katzenkindervideo in den Schatten stellte: "Weißt Du, liebe Mama, ich kann halt nedda so gut deutsch!"

Mama legte sich trotzdem nicht neben mich in mein Bett, aber dafür folgte ich ihr wie ein Bumerang immer wieder aufs Sofa, wo sie eigentlich gerne den kinderfreien Abend ohne mich genießen wollte, bis sie schließlich müde wurde und wir beide im Wohnzimmer einschliefen. Trump versus Putin: Ein klares Unentschieden im Kampf der Titanen! Keiner hatte nachgegeben und keiner hatte sein Gesicht verloren!

Am nächsten Morgen sagte Mama seufzend zu mir: "Wenigstens wird es mit dir nie langweilig!" und gab mir einen Kuss. Ich nahm ihren etwas ungelenken Entschuldigungsversuch gnädig an - Mama fällt es eben nicht leicht, ihre Fehler zuzugeben - und die Sache war vergessen. Auch wenn wir uns immer wieder gerne einen Schlagabtausch liefern - wir lieben uns trotzdem heiß und innig. Daran wird kein blöder Streit jemals etwas ändern. Und morgen steige ich wieder in den Ring!


Der Pinkelprinz

Als ich gestern vom Kindergarten heimkam, setzte ich Mama stolz in Kenntnis, dass ich es den ganzen Tag ohne Windeln geschafft hatte. "Auch jetzt: Keine Windeln!" sagte ich und lupfte meine Hose, damit sie einen Blick auf meinen nackten Po werfen konnte. "Das ist ja prima!" freute sich Mama. "Musst du jetzt vielleicht aufs Klo?" fragte sie dann vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte unser Gespräch aber Mamas Blase angeregt und sie entschwand Richtung Toilette.

Als sie wiederkam, war mein Werk vollrichtet: Ich hatte neben meiner Ritterburg einen schönen großen See angelegt, in dem jetzt Rapunzel nebst Prinzen badeten. Mamas fassungsloser Blick glitt über mein bis zu den Achseln durchnässtes Shirt und die tropfende Jeans und fing sich an der Riesenpfütze, in der ich mit meinen Strumpfhosen watete. Sie konnte meinen Stolz über diese enorme Piesel-Leistung nicht teilen - wo ich mich doch den ganzen Tag extra für diese Showeinlage aufgespart hatte. "Warum gehst du denn nicht aufs Klo wie im Kindergarten, sondern pieselst mir jetzt zwei Liter auf das Wohnzimmerparkett?" fragte Mama genervt. "Weil ich das besser kann!" sagte ich schlicht und zuckte frustriert mit den Schultern. Nie kann man es recht machen. Erst wird man gelobt, dass man im Kindergarten so toll pinkelt und wenn man seine Leistung dann eindrucksvoll demonstriert, gibt es wieder nur Gemeckere. Erklär mir mal einer, was Mütter wollen?!